Ein Urwald mitten in Europa. Das mag sonderbar klingen, ist aber so. Die Rede ist vom Nationalpark Kalkalpen, der im Südosten Oberösterreichs die Höhenzüge des Reichraminger Hintergebirges und des Sengsengebirges umfasst. Ein nahezu 21.000 Hektar großes Areal mit Bergwäldern, die zum Teil bereits vollständig sich selbst überlassen sind. Der Urwald erobert Stück für Stück den Nationalpark zurück.
Das Reichraminger Hintergebirge gehört zu den größten geschlossenen Waldgebieten Österreichs. Keine Straße, keine Eisenbahn durchschneidet es. Unter dem Blätterdach verborgen zieht sich nur ein Netz alter Forststraßen und Triftsteige. Sie erinnern daran, dass die Wälder einst ein reiches Reservoir an Brennholz waren und die Schmiedeessen der Hammerwerke befeuerten. Doch selbst die Gleise der alten Waldbahn sind verschwunden, ihre Trasse samt Tunnels ist heute ein Radweg, der das Hintergebirge als Erholungsraum erschließt.
Üppig ist das Grün der Wälder und der Almen. Denn Wasser ist im Nationalpark Kalkalpen reichlich vorhanden. Wie ein Schwamm saugen die Kalkstöcke der Berge den Regen auf und geben das wertvolle Nass in unzähligen Quellen und Bächen wieder frei.
Ursprüngliche Wildnis? Gibt es in Mitteleuropa doch gar nicht mehr. Aber Irrtum. Mitten in Oberösterreich liegen die "vergessenen Wälder" des Nationalparks Kalkalpen. Alte, ursprüngliche Buchenwälder, die zum Weltnaturerbe der UNESCO zählen.
Die Buche eroberte nach dem Ende der letzten Eiszeit nahezu ganz Europa, sie war der typische Baum des Kontinents. Ursprüngliche Buchenwälder gibt es heute nur noch wenige. Deshalb zeichnete die UNESCO 41 alte Buchenwälder in ganz Europa, insgesamt 91.000 Hektar, als Weltnaturerbe aus – darunter knapp 5.250 Hektar des Nationalparks Kalkalpen in Oberösterreich. Sie stehen damit auf einer Stufe mit legendären Naturschutzgebieten wie dem Yellowstone Nationalpark.
Diese Bäume haben sich ihren Lebensraum hart erkämpft, sie wachsen über Felsen, recken sich mit absurd krummen Stämmen der Sonne entgegen. Dank des Nationalpark-Status sind diese Wälder vollkommen dem Werk der Natur überlassen. Sterbende und tote Bäume verbleiben im Wald, verrotten langsam und dienen wiederum als Lebensraum für selten gewordene Tiere und Pflanzen.
Und: Sie sind Wälder der Superlative. Drei Viertel der Wälder sind älter als 140 Jahre. Die älteste Buche im Nationalpark Kalkalpen ist 525 Jahre alt und der dickste mehrstämmige Baum hat in Brusthöhe einen Durchmesser von 2,13 Metern. Auf mehr als 41 Meter Höhe bringt es die höchste Buche. Und selbst in große Höhen dringen diese beeindruckenden Bäume vor – bis 1.450 Meter Seehöhe.
Durch Buchenwälder streifen oder auf sattgrünen Almen wandern. Oder einen Weitwanderweg wie den Luchs Trail in Angriff nehmen. Oder auf alpinen Wegen beim Bergsteigen luftige Höhen erklimmen. Egal, ich welche Ecke des Nationalparks Kalkalpen es Sie zieht, die wohlverdiente Jause auf urigen Hütten lohnt für so manche Anstrengung.
Der Luchs Trail führt in 11 Etappen auf 200 Kilometern durch den Lebensraum des Luchses. Er verbindet den Nationalpark Kalkalpen mit dem Nationalpark Gesäuse und dem Wildnisgebiet Dürrenstein. Diese Naturreservate gehören zum größten naturnahen Waldgebiet Mitteleuropas, in dem Luchse gezielt wieder angesiedelt wurden. Ausgangspunkt der ersten Etappe ist Reichraming im Ennstal. Von hier führt der Luchs Trail mit teils anspruchsvollen Passagen in das Revier der Raubkatze. Der Luchs selbst ist ein scheues Wesen und zeigt sich den Wanderern nicht. Der Luchs Trail ist eine abenteuerliche Reise in ein faszinierendes Ökosystem, in dem neben dem Luchs auch weitere seltene Tiere wie die Bechsteinfledermaus oder der Eschen-Scheckenfalter ideale Bedingungen vorfinden.
Ob ganz gemütlich oder sportlich fordernd: Das Naturparadies Nationalpark Kalkalpen kann man Dank der zahlreichen Radwege wunderbar vom Fahrradsattel aus erkunden. Von der fordernden TRANS NATIONALPARK Tour über den Hintergebirgsradweg mit seinen faszinierenden Steintunnels bis hin zu Radwegen entlang von Flüssen, wie dem Steyrtalradweg oder dem Ennsradweg, wo die erfrischende Abkühlung am Wegesrand liegt.
Mehr als 240 km beschilderte Rad- und Mountainbikewege, von familienfreundlich bis wettkampferprobt, stehen für erlebnisreiche Biketage in der Nationalpark Region bereit.
Die Top-Bikeroute der Region ist die "TRANS NATIONALPARK TOUR". Sie verbindet in einer großen Schleife den Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich und den Nationalpark Gesäuse in der Steiermark. Naturgenuss in schroffer Bergwelt, auf sattgrünen Almen und stillen Wäldern ist bei dieser Tour garantiert. 240 Kilometer und 7.200 Höhenmeter in bis zu sechs Tagesetappen sind ihre Eckpunkte. Sie eignet sich perfekt für konditionsstarke Mountainbiker, die gut ausgebaute Infrastruktur macht die TRANS NATIONALPARK aber auch zu einer idealen Tour für E-Biker.
Entdecken Sie von der Stadt Steyr aus die Region rund um den Nationalpark Kalkalpen mit dem Rad. Dafür bietet sich der Steyrtalradweg mit seinen knapp 50 Kilometern an, bei dem man auf der Trasse der ehemaligen Steyrtalbahn die türkisfarbene Steyr entlang radelt. Zahlreiche Rastplätze, Aussichtspunkte und Naturbadestellen sorgen für abwechslungsreiche Pausen. Für mehrtägige Radabenteuer lässt sich der Steyrtalradweg ideal mit anderen Radwegen kombinieren. Mit dem Nationalpark Kalkalpen Radweg zum Beispiel, der über Windischgarsten und Rosenau durch die Region Pyhrn-Priel führt. In Unterlaussa schließt der Hintergebirgsradweg an den Nationalpark Kalkalpen Radweg an. Der Hintergebirgsradweg ist durch seine spannende Routenführung auf der Trasse einer ehemaligen Waldbahn beliebt – Fahrten durch Tunnels inklusive. Über den Ennsradweg kommen Sie wieder an den Ausgangspunkt Steyr zurück.
Der Genuss im Nationalpark hat viele Gesichter. Wissen Sie, wie der Wald schmeckt? Falls nicht sollten Sie Klemens Schraml in seinem Restaurant im RAU einen Besuch abstatten. Er streift durch Wiesen und Wälder und holt nur das Beste auf die Teller seiner Naturküche. Die zahlreichen Almen im Nationalpark Kalkalpen bitten mit Bratl, Knödel, Kaiserschmarrn und einer herzhaften Jause zu Tisch.
Im Winter, wenn sich eine weiße Decke über die Bergwälder und Almen des Nationalpark Kalkalpen legt, kann man am besten mit Schneeschuhen in die scheinbar schlafende Natur vordringen. Naturbegeisterte Menschen, die neugierig darauf sind, wie Tiere und Pflanzen in einem Reservat wie dem Nationalpark Kalkalpen der kalten Jahreszeit trotzen, begeben sich am besten in die Hände eines erfahrenen Nationalpark Rangers. Er kennt nicht nur das Gelände und den Weg genau, sondern weiß auch die Winter-Strategien der Pflanzen und Tiere, und der geheimnisvolle Spuren im Schnee zu deuten.
Besucherzentrum Ennstal
Eisenstraße 75
4462 Reichraming
Telefon+43 7254 8414-0
E-Mailinfo-ennstal@kalkalpen.at
Webwww.kalkalpen.at